Zeitenwende!

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Die Welle ist das Sinnbild aller Entwicklung in der Natur wie im Menschenleben! Nichts in der Welt schreitet gradlinig vorwärts, alles Geschehen verläuft in Wellenlinien; Wellenberge und Wellentäler folgen einander. Sind nicht Somer und Winter, Tag und Nacht große und kleine Wellen, die mächtig auf alle Organismen einwirken? Jeder überprüfe sein Leben und er wird darin Höhepunkte und Tiefstände finden. Nicht anders ist es im Leben der Völker; wir wandern alle über sonnige Höhen und durch tiefe, dunkle Täler und es gibt einen Pulsschlag im Weltgeschehen, dessen Ursache noch unbekannt ist.

Ganz unverkennbar ist es nun, und schon oft Gegenstand gelehrer Untersuchungen gewesen, dass auch die Eintellung des Menschen zur Welt und zum Leben in Wellenlinien auf und ab geht. Die Ansichten über Gott und Welt und Sinn des Lebens, über Kunst, Wissenschaft, Staatsform, alles pendelt in großen Perioden. Vor Jahrzehnten verworfenen Anschauungen kommen, neu gesehen, wieder zur Geltung. Das bis dahin als letzte Wahrheit Hochgepriesene wird als wertlos enttrohnt. "Bete an, was du verbranntest, verbrenne, was du angebetet", das ist im Lauf der Geschichte eine häufig wiederkehrende Formel.

Es gibt Zeiten, die dadurch characterisiert sind, dass sich, zunächst kaum bemerkbar, eine Umstellung der Menschheit vollzieht. Zeitwende! Anfangs kriselt es nur in den Zirkeln, der rein geistig eingestellten Menschen. In der Wissenschaft, Philosophie, Religion entstehen neue Strömungen. Dichtung, Kunst, Staatsführung folgen, langsam wirkt sich das in Schule und Haus, im Alltag des Einzelnen aus. Wie der Tag ganz langsam, unmerklich fast, in die Nacht übergeht, Nacht in Tag, so hier.

Es scheint, als ob wir an einer solchen Zeitenwende angekommen sind, als ob die Menschen wieder beginnen, ihr Einstellung gegenüber Gott und Welt und dem Leben zu revidieren. Große Krisen innerhalb der Wissenschaft, Wirtschaft, Zeiten großer Not und Unzufriedenheit, Zeiten, in denen die junge Menschheit nach neuen Wegen sucht, bereiten den Boden vor. Immer breitere Kreise legn sich die Frage vor, ob wir unser Leben richtig leben, ob wir den Sinn des Lebens und der Welt richtig erfassen, oder aufgrund falscher Lehren, die wir für den Schluss der Weisheit hielten, eine flsche Weltanschauung in uns aufbauten. Es kann gar kein Zweifel darüber bestehen, dass viele Zeichen der Zeit auf eine solche Zeitenwende deuten.

Was aber nun war das Characteristikum der vergangenen Epoche und inwiefern könnte sich eine Zeitenwende ankündigen? Es ist fast unmöglich das ungeheuer komplizierte Bild der Zeit, einer Menschheitsepoche, mit ein paar kurzen Worten zu characterisieren; das kann immer nur ein grobes Ungefähr werden. Versuchen wir es dennoch! Es hat einmal ein kluger Mann gesagt, dass es der Menschheit wie einem jener mittelalterlichen Bettelmönche gehe: Die einkommenden Gaben langen entweder hin, um den Bauch zu füllen oder das Herz; für beides langt es nicht! Es hat die Menschheit Perioden, in denen sie mehr Wert legt auf den Bauch, und andere in denen es ihr doch wichtiger scheint, das Herz zu füllen. Gelehrt gesprochen will das sagen, dass es idealistische und materialistische Epochen gibt. Die von uns durchlebte Epoche war eine ausgesprochen materialistische; dann kann nur eine idealistische Epoche anbrechen.

Man darf nun die Worte Materialismus und Idealismus nicht zu eng fassen, nicht zu sehr im Sprachgebrauch des Alltags verstehen; die Dinge sind viel komplizierter! Materialismus umschliesst sehr vieles, eine ganze Welt! Die rein naturwissenschaftliche Auffassung, das es nur Materie in der Welt gibt, an der die Naturkräfte nach bestimmten Naturgesetzen wirken und so die Sterne, Berg und Tal, Wolkenzug, Gesteine, Kristalle, Pflanzen, Tiere, Menschen formen, dass hinter all dem kein Geheimnis und Rätsel stecke, dass kein geistiges Prinzip dahinter verborgen sei, das die frommen Menschen Gott nennen, ist nur eine Seite der Sache. Mit der Auffassung, dass der Mensch ein zufälliges Naturprodukt sei, dass auch der Verstand, der Geist nur durch blindwaltende Naturgeseze erzeugt wurde, verbindet sich bei vielen, die nicht bis zum Kern dieser Gedankengänge durchdringen, die Vorstellung, der Mensch und das Leben seien im Grunde wertlos. Es entsteht eine rein materialistische Lebensauffassung, die etwa in dem bekannten Spruch aus der französischen Revulotion gipfelt: "Mensch iß und trink, mäßte deinen Wanst, denn nach dem Tode ist alles aus und du bist fetter Würmer Speise!" Mt der Ablehnung des Gedankens, dass hinter der Welt ein unenträtselbares geistiges Prinzip steckt, das uns Verantwortung auferlegt, verbindet sich oft völlige Materialisierung des Lebens, die zur Erniedrigung führt, zur Ausbeutung, zur Überspitzung der Macht des Starken gegen den Schwachen. Das Leben wird eine Angelegenheit, bei der es vor allem darauf ankonnt, sich gut zu platzieren, um die Freuden des Lebens so viel wie möglich in sich hineinschlingen zu können auf Kosten des Schwächeren. Das Äusserliche wird Trumpf. König ist der Wohlhabende, sei er geistig noch so tiefstehend. Der Stille, der Philosoph, der sich in die Welträtsel vertieft, der Gläubige, der zum bekannten oder unbekannten Gott betet und sich voll Demut verneigt vor dem Erhabenen, wird zum Spott der Welt! Macht geht über alles, beherrscht die Politik der Staaten, die Wirtschaft, den Einzelnen.

Man sinnt auf immer neue Mittel, um den immer komplizierter werdenden äußeren Lebensansprüchen genügen zu können, die Technisierung der Welt verhilft dazu. Die Massen, durch das schlechte Beispiel von oben verführt, in ihrem Menschentum entwertt, ersuchen mit Recht dem sonst wertlos gewordenem Leben ebenfalls abzugewinnen, was möglich ist, und so strudelt alles, in rasender Hast wirbelnd, ewig unbefriedigt, ewig voll unverstandener Sehnsucht nach Besserem, das wirkliche innere Harmonie gibt, langsam einer Weltanschauungskrise zu, die ausgeht von dem Gefühl, dass sich so das Glück auf Erden nicht finden lässt, das wir das Leben falsch eingerichtet, die Welt und das, was hinter ihr liegt, falsch gesehen haben.

Und dann kommt die Zeitenwende, das Suchen nach neuer Lebensferne, nach eine Form, die nicht in den äusserlichen Dingen den Wert des Lebens sucht, die erkennt, dass man mit vollstem Magen und stilvollsten Kleidern, in einem Raum, der alle Wunder moderner Technik enthält, arm und hohl und voll Sehnsucht nach Herzenswärme sein kann wie ein Bettelkind hinter dem Zaun.

Das sind Zeiten, in denen sich langsam die wissenschaftlichen, die philosophischen Anschauungen über das Wesen der Welt und des Menschen ändern, wo wir wieder bescheidener werden hinsichtlich der Lösungen der Welträtsel, und religiöse Empfindungen eine stärkere Macht auf uns ausüben. Ganz allmählich folgen diesen Umstellungen Kunst und Dichtung, folgt eine neue Glaubensmoral, wirkt sich das im Leben des Einzelnen aus.

Bricht eine solche Zeitenwende an? Vielen Berufenen scheint es seit Jahren so, und sie mögen Recht haben. Sicher ist, dass unsere Zeit viel Übles, Brüchiges hat. Kommen schon die Mägen nicht auf ihre Kosten, die Herzen gar nicht! Willkommen die neue Welle, wen sie uns aufwärts trägt.

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