„FÜR BERLIN KEIN PLATZ IN DER BUNDESLIGA?“

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SPIEGEL: Hertha BSC ist als erster Klub aus der Fußball-Bundesliga ausgeschlossen worden. Es war die einzige Berliner Mannschaft in der höchsten deutschen Spielklasse. In diesem Zusammenhang sprachen Sie und ähnlich auch Bundesminister Lemmer davon, daß ein Berliner Verein in der gegebenen Bundesliga-Situation ein Recht hat, in der höchsten deutschen Spielklasse vertreten zu sein. Zugleich sprachen Sie diese Frage aber auch als gesamtdeutsches Problem an. Was hat dieser politische Akzent in einer Fußball-Diskussion zu suchen?



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„FÜR BERLIN KEIN PLATZ IN DER BUNDESLIGA?“


NEUBAUER: Es besteht kein Zweifel, daß die Menschen in Ost-Berlin und der Zone besonders an einem Berliner Bundesliga-Verein interessiert sind. Im Zusammenhang mit der Drei-Staaten-Theorie spielen politische Überlegungen bei den Menschen in der Zone auch in der Fußball-Debatte mit. Die sagen sich: Ein Berliner Bundesliga-Verein ist eine zusätzliche Brücke zur übrigen Bundesrepublik. Aber ich glaube, man muß etwas sortieren ...


SPIEGEL: Die Auswirkungen des Hertha-Ausschlusses aus der Bundesliga?


NEUBAUER: Der Deutsche Fußball-Bund, erst seine Gerichte, dann der Vorstand selbst haben so unverständliche und unterschiedliche Urteile ausgesprochen, durch die Berlin um seine Bundesliga-Chance kam, daß man hier meint, die Beschlüsse richten sich in starkem Maße gegen Berlin.


SPIEGEL:Gibt es dafür mehr Beispiele?


NEUBAUER: Gehen wir zurück auf die Olympia-Ausscheidungen für die gesamtdeutsche Mannschaft im letzten Jahr. Bevor die Diskussion noch richtig begann, hatte der DFB entschieden, Berlin bei den Ausscheidungsspielen auszuklammern. Bei der Vergabe von Länderspielen und Meisterschaften wurde Berlin schon in der Vergangenheit vernachlässigt. Jetzt der Ausschluß aus der Bundesliga - das alles führte zu der Auffassung: Sehr Berlin-freundlich sind die Herren nicht.


SPIEGEL: Soll der DFB etwa Berlin einen Sonderplatz in der Bundesliga einräumen?


NEUBAUER: Nein. Ich verlange nicht, daß im Bundesliga-Statut verankert wird: Berlin muß auf jeden Fall - schon wegen seiner besonderen Lage - vertreten sein. Solange es um sportliche Entscheidungen geht, muß ein Berliner Verein auch absteigen, wenn er nicht gut genug ist. Aber das ist im Augenblick nicht das entscheidende Problem.


SPIEGEL: Sondern?


NEUBAUER: Hertha BSC hat sich gegen das Bundesliga-Statut vergangen. Aber sportlich - in den Meisterschaftsspielen - hatte sich die Mannschaft in der Bundesliga behauptet. Diesen sportlich errungenen Platz sollte Berlin weiterhin behalten.


SPIEGEL: Also doch automatisch ein Platz für Berlin an der Bundesliga -Sonne?


NEUBAUER: Ich sagte es schon: Nein. Der DFB-Bundesliga-Ausschuß hatte eine Aufstiegsrunde mit vier Vereinen angesetzt, die den frei gewordenen Platz von Hertha BSC ausspielen sollten. Dazu gehörte Tasmania Berlin. Der DFB-Vorstand stieß diese Entscheidung um. Namhafte Juristen untersuchen übrigens, ob das nach den Satzungen überhaupt zulässig war. Diese Aufstiegsmöglichkeit durfte man Berlin nicht nehmen. Daran sind auch die Menschen in der Zone interessiert. SPIEGEL: Woraus schließen Sie das?


NEUBAUER: Als Hertha im Messepokal in Leipzig spielte, standen sogar Volkspolizisten dort mit Transparenten, die beinahe einen Hertha-Sieg wünschten und Erfolg im Kampf gegen den Abstieg aus der Bundesliga. Die Zone schaut eben besonders auf Berlin. Das deutsche Fernsehen überträgt Bundesliga-Spiele. Daß vor allem Reportagen über Spiele mit Hertha BSC drüben auf besondere Anteilnahme stoßen, steht fest. Aber diese Rolle könnte jeder andere Berliner Verein auch übernehmen Wenn die Sportbeziehungen zur Zone wiederaufgenommen werden, wäre ein Berliner Bundesliga-Verein die beste Brücke.


SPIEGEL: Wie wollen Sie den Berliner Bundesliga-Brückenkopf halten?


NEUBAUER: Ich habe als Berliner Senator - ich bin schließlich nicht Senator für Hertha BSC oder irgendeinen anderen Verein - an den DFB geschrieben: Ich erwarte, daß ein Berliner Verein eine reelle Chance erhält, in der Bundesliga zu spielen. Vielleicht kann ein Bundesliga-Platz unter mehreren Berliner Klubs ausgespielt werden.


SPIEGEL: Und die Antwort?


NEUBAUER: DFB-Präsident Dr. Gösmann hat mir geschrieben, daß er mit seinem Herzen in Berlin ist. Aber ihm ist ein Fehler unterlaufen: Er hat nicht unterschrieben. Ich hoffe, daß es unabsichtlich war. Aus Kreisen des DFB hörten wir außerdem etwas merkwürdigen Trost. Es hieß, daß im Verlauf der verschiedenen Verfahren auch andere Vereine noch aus der Bundesliga ausgeschlossen werden könnten. Wenn erst weitere Plätze frei werden, dann eröffne sich wieder für einen Berliner Verein die Möglichkeit auf einen Bundesliga-Platz. Das sind doch querverdaute Rechtsbegriffe: Die Chance Berlins steigt mit der Zahl der Klubs, die noch gefeuert werden.


SPIEGEL: Würde die Fußballwelt untergehen, wenn Berlin vorübergehend ohne Bundesliga-Mannschaft bliebe?


NEUBAUER: Alle guten Spieler, die über Berlin hinaus bekannt sind, wandern in den goldenen Bundesliga-Westen ab. Der Standard des Berliner Fußballs sinkt automatisch. Woher dann gute Spieler nehmen, ohne das Statut zu verletzen? Ich habe am Fernsehschirm zum Beispiel einige Spielervermittler gesehen, und ich muß gestehen, mir lief es ein bißchen kalt den Rücken herunter.


SPIEGEL: Warum bauen die Berliner Klubs nicht aus eigener Kraft eine bundesligareife Mannschaft auf?


NEUBAUER: Um in der Bundesliga zu bestehen, müßten die guten Spieler schon in ein oder zwei Vereinen gesammelt werden. Ich habe mich frühzeitig für eine Konzentration eingesetzt. Ein Zusammenschluß, die Gründung eines 1. FC Berlin ist im Gespräch. Allerdings müßten die einzelnen Klubs ihre eigenen Traditionen dazu etwas überwinden. Ohne eine solche Konzentration ist die Aufstiegschance geringer als gering ...


SPIEGEL: ... Und mit einer systematischen Zusammenfassung ...


NEUBAUER: ... wird die Bundesliga auch nicht so schnell zu erreichen sein


- leider. Dabei ist der Senat bereit -


ebenso wie es grade der nordrheinwestfälische Ministerpräsident Meyers erklärte -, steuerliche Fragen ganz großzügig zu behandeln. Hertha BSC brauchte für die Bundesliga-Spiele keine zehn Prozent Vergnügungssteuer zu bezahlen. Wir koppelten die Spiele der bezahlten Bundesliga-Spieler meist mit einem Vorspiel von Amateuren. Dann lag für die Steuer eine gemischte Veranstaltung vor.


SPIEGEL: Hertha ist vorerst aus dem Rennen. Wie soll Berlin eine neue Chance bekommen?


NEUBAUER: Die Schwierigkeiten liegen beim DFB. Wie er das Problem löst, ist seine Sache. Aber die haben in der Zwischenzeit so viel bestimmt und umgeworfen ... Punkt eins ist doch: Wie kann man denen dort oben beim DFB klarmachen, daß auch die politischen Gesichtspunkte unter diesen Umständen berücksichtigt werden müssen.


SPIEGEL: Die Zonenpresse stürzt sich begierig darauf, daß dem politisch sonst abstinenten West-Sport in diesem Fall sozusagen ein politisch-ideologischer Überbau aufgestülpt wurde. Stört Sie das nicht?


NEUBAUER: Dieses Argument der Zone stört mich überhaupt nicht. Die nutzen jede Möglichkeit, ihre Theorien zu verbreiten. Mich stört, daß der Bundesliga-Skandal über den Fußball hinaus wahrscheinlich auf den ganzen Sport abfärbt und ungerechtfertigt viele Vorurteile verstärkt. Berlins Sportsenator Neubauer

https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46273413.html

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