Identität im Netz und Verwahrlosung

Dies ist eine satirische Website. Nimm es nicht ernst Es ist ein Witz.

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Wenn man die App „WhatsApp“ öffnet um mit seinen „Freunden“, oder eher Mittschülern in Kontakt zu treten, sieht man keine Gesichter.
Das „Display“ wimmelt dafür mit Nummern. Hinter jeder dieser Aneinanderreihung von Zahlen sitzt ein Mensch. Ein Mensch den man kennt und mit dem man sich im realen Leben unterhalten kann. Doch hier wird eher das Wort „chatten“ verwendet. Eigentlich also ein Medium, welches man gut dazu nutzen kann, sich zu verstellen. Man kann schreiben was man will, keiner sieht einen und keiner weiß wer wirklich schreibt. Man selbst? Oder doch eher die kleine Schwester, die das Handy geklaut hat? Ist es nicht eigentlich „dumm“, sich durch so eine Möglichkeit zu verständigen?

Als ich in meinem Englischkurs eine Umfrage gemacht habe, haben die meisten meiner Mitschüler dies als unnachvollziebar und seltsam angesehen.
„Wie soll man sich denn bitte sonst unterhalten, wenn nicht durchs Internet?“ fragt mich C. die bei meiner Frage genervt mit den Augen rollt und ihre pinken Gelnägel über den Tisch klappern lässt, sodass ich erschaudere. Ich sage nichts dazu, notiere nur ihre Bemerkung zu meiner Frage.
C. dreht sich zu ihrer „BFF“ nach hinten und murmelt „dieser humorbehinderte Streber“ und weitere lächerliche, abstufende Wörter über mich.
Über ihre Antwort auf meine Frage denke ich jedoch nach. Ich habe diese Umfrage in vielen Kursen durchgeführt und viele haben so reagiert wie sie.
Sich nachmittags mit Freunden zu treffen, statt mit ihnen zu schreiben, scheint für viele abwegig zu sein.
Doch wieso? Liegt es daran, dass sie ihren Freunden so nicht ins Gesicht schauen müssen, sondern weiter Distanz vor Ihnen bewahren können?
Liegt es daran, dass sie zu faul sind und lieber auf dem Sofa sitzen?
Oder daran, dass sie sich so eine Identität erschaffen können, die sie selbst kreeiren können wie sie wollen?
Eine Identität, die nichts mit Ihnen selbst zu tun haben muss, in der sie vor sich selbst und vor anderen Erwartungen flüchten können. Sie flüchten in eine Welt, die dazu anregt sich zu verstellen. Eine Welt die es perfekt ermöglicht vor sich selbst zu flüchten. Wenn eine Lüge sich aufgedeckt hat, oder zu offensichtlich oder gemein wird, ist es nicht schwer, zu behaupten, man hätte das garnicht geschrieben. Es kann ja schließlich auch die beste Freundin oder die kleine Schwester gewesen sein.

Und wer sind die besten Unterstützer des falschen Internetlebens?
Oft sind es die Eltern der Jugendlichen.
In der konsumbesessenen Gesellschaft hat man den höchsten Stand wenn man viel Geld hat. Viel Geld bedeutet ein schönes Leben. Man kann sich „glücklich kaufen“.
Wenn meine Nachbarin Frau K. um 09:00 nach Hause kommt, wirkt sie oft gestresst und erschöpft. Der lange Tag, den Frau K. hinter sich hat, war anstrengend. Doch Frau K. weiß, warum sie so viel arbeitet.
Sie hat mit ihrem Mann ein großes Haus und erst letztens hat sie sich einen neuen, riesigen Fernseher gekauft, sowie einen Roboter, der den Rasen im Garten automatisch mähen kann. „Harvey“, den Roboter hätten sie sich nicht leisten können, wenn Sie und ihr Mann nicht so viel Zeit bei der Arbeit verbringen würden.
Obwohl Frau K. weiß, wie wichtig es ist, dass Sie den ganzen Tag weg ist, nagt ein schlechtes Gewissen an ihr, wenn sie abends die Treppe zu dem Zimmer ihres Sohnes rauf geht.
Oliver, ihr 14-jähriger Sohn sitzt mit seinem Handy in der Hand auf dem Sofa, neben ihm die nagelneue PlayStation, die er zum Geburtstag bekommen hat. Sobald Frau K. Olivers Zimmer betreten hat, kommt ihr Laute Deutschrap Musik von Capital Bra und Samra entgegen. Sie überhört das Samra genau in diesem Moment „das Weib, was ich fick ist ein 1980er Baujahr“ krächzt und ruft gegen die Musik an, um Oliver zu fragen, wie es ihm geht.
Statt zu antworten schreit ihr Sohn, mit Blick auf sein Handy zurück: „wo bleiben die Chips, Mom?“.
Frau K. geht die Treppe in die Küche runter. Sie freut sich nicht über das Verhalten ihres Sohnes, eigentlich gefällt ihr seine verachtene Art gar nicht. Sie schiebt es jedoch auf die Pubertät, immerhin hat Simons Mutter, das gleiche von ihrem Sohn erzählt.
Und dann ist da noch das Schuldgefühl, was sie nicht ganz losbekommt. Im Inneren weiß Frau K. nämlich genau, dass nicht „Harvey“ es ist, den Oliver braucht. Nein, er bräuchte seine Mutter.
Frau K. schiebt die Gedanken bei Seite, stattdessen holt sie lieber eine große Chipstüte aus dem Schrank, schüttet sie in eine Schüssel und bringt sie hoch zu Oliver.

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