PARANOIA heißt das Krankheitsbild von May und Co, alles gewollt erfundene Geschichten

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SPIEGEL ONLINE Auslese
Russland-Bild des Westens
Putin, die Waldhexe handelt vom bösen Russen Putin, der uns mit seinen Trollen den Kopf verdrehen will. Beweise gibt es kaum. Hauptsache man glaubt daran.
Eine Kolumne von Jakob Augstein

Und in einigen Fällen hat man den Eindruck, dass sich mancher Politiker im Westen davon inspirieren lässt. Gerne wird dann das Gruselmärchen vom bösen Kreml-Herren Putin und seinen Trollen erzählt, die mit allen Mitteln Unruhe stiften und uns den Kopf verdrehen wollen. Das ist mythologisch ganz lustig. Politisch ist es gefährlich. Denn wenn man nur fest genug glaubt, dann wird aus Schauergeschichten plötzlich Wirklichkeit.

Gerade wurde die neueste Kreml-Fiesheit durchgereicht: Menschen töten, vergiften, Agenten jagen!! Das wäre natürlich eine Unverschämtheit. Das dürfen ja nur die Amerikaner. Jedenfalls hat man von der Nato keine Klagen über die "USS Jimmy Carter" gehört, jenes schwerstbewaffnete Spezial-U-Boot der US-Marine, das vermutlich für die NSA die unterseeischen Glasfaserkabel anzapft und so den transatlantischen Internetverkehr überwachen kann. Jetzt aber hat ein hoher Nato-Kommandeur sich in der "Washington Post" über "russische Aktivität unter Wasser in der Nähe der Unterseekabel" beschwert.

Das Problem mit solchen Meldungen ist: Sie sind für den Normalbürger nicht überprüfbar. Und für die Journalisten auch nicht. Vielleicht sind da U-Boote. Vielleicht nicht. In jedem Fall erhöhen solche Meldungen aber das Unsicherheitsgefühl der Menschen. Und was die Russen angeht, ist die Unsicherheit ohnehin schon groß.

Im russischen Märchen gibt es die Figur der Baba Jaga. Das ist eine böse Waldhexe, die auf ihrem Mörser durch den Wald reitet, ihre Spuren mit dem Besen verwischt und in einem Haus auf Hühnerbeinen wohnt. Die Beschreibung trifft jetzt nicht direkt auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu, der eine Vorliebe für dunkle Sonnenbrillen und Selfies mit nacktem Oberkörper hat. Aber wie Baba Jaga ist auch Putin im Westen inzwischen die Verkörperung des Bösen, die Wurzel aller Übel.

Nun gibt es genug Fälle, wo die russische Machtpolitik offenliegt: die Bomben in Syrien, die Interventionen in der Ost-Ukraine und auf der Krim. Hier aber geht es um die verdeckten Taten, die vermuteten, die geheime Einflussnahme. Die "Süddeutsche Zeitung" zitierte beispielsweise neulich eine "Prager Erklärung" nach der "Sicherheitsexperten aus 22 Ländern" Fälle von russischer Einmischung aufgezählt hätten: neben dem Brexit-Referendum auch die niederländische Abstimmung über das Ukraine-Abkommen, das Verfassungsreferendum in Italien, die Bundestagswahl und sogar das Katalonien-Referendum.

In den USA versucht Sonderermittler Robert Mueller mit seinen Leuten seit geraumer Zeit, dem Präsidenten und seinen Beratern irgendwelche russischen Schweinerein nachzuweisen. Und neulich hat die britische Premierministerin Theresa May bei einem Abendessen in London ihren staunenden Zuhörern erzählt, dass Russland sich in westliche Wahlen einmische und "Fake News" zur Manipulation von Meinung und Medien nutze. Sie sprach tatsächlich von einer Bedrohung der Weltordnung.

Allein, es fehlen immer die Beweise. Was Trump angeht - und das wäre ja das dickste Ding -, ist immerhin sicher, dass seine Leute vor den Wahlen auch mit den Russen geredet haben. Ist das gefährlich? Kommt drauf an. Wenn die Russen der Teufel sind schon. Der Papst hat gerade davor gewarnt, mit dem Teufel zu reden, weil dieser eine sehr intelligente, rhetorisch überlegene "Person" sei: "Wenn du anfängst, mit Satan zu reden, bist du verloren. Er verdreht dir den
Auf dem Niveau bewegt sich ungefähr der Vorwurf an Putin, den geheimnisvollen früheren KGB-Agenten. Die Beweislage ist in einigen Fällen beim genaueren Hinsehen überschaubar. Eine Studie der Oxford-Universität hat gerade herausgefunden, wenn es überhaupt einen russischen Einfluss auf den Brexit gegeben habe, dann sei der "nicht erheblich". So seien in den zwei Wochen vor dem Brexit-Referendum im Juni 2016 etwa 16.000 Tweets von 105 russischen Accounts abgeschickt worden. Auch auf der Video-Plattform Youtube hätten Brexit-bezogene Inhalte russischer Herkunft "nur einen winzigen Anteil" ausgemacht.

Westliche Politiker und Journalisten werfen den Russen eine Verzerrung der Wirklichkeit vor und verzerren dabei selbst die Wirklichkeit. Mit Märchen hat das nichts mehr zu tun. Sondern mit einer pathologischen Politik.

Paranoia heißt das Krankheitsbild, um das es hier geht. Zur Paranoia gehört es, dass alles zum Zeichen wird, alles gewinnt Bedeutung. Ein Twitter-Account, ein U-Boot, ein militärisches Manöver - es ist alles Teil eines großen und gefährlichen Szenarios, das den Charakter einer wachsenden Bedrohung annimmt und Gegenmaßnahmen rechtfertigt. Paranoia wandelt ja nicht nur Wirklichkeit in Wahn um - sondern auch Wahn in Wirklichkeit.

Ungefähr zur gleichen Zeit wie die Geschichte von den russischen U-Booten wurde bekannt, dass die Amerikaner Panzerabwehrwaffen in die Ukraine liefern wollen. Und in Norwegen hat ein US-General gerade seine Truppen auf einen "verdammt großen Kampf" eingeschworen, einen "bigass fight". Er hat tatsächlich gesagt: "Ich hoffe, dass ich falsch liege. Aber es wird Krieg geben. Vergesst nicht, warum ihr hier seid."

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